Vor allem selbstständig bleiben
Volker Scharmann kandidiert für die Freien Wähler im Kreistag – »Nicht totsparen«
Ulrichstein (jol). Er ist mit Politik aufgewachsen und hat bereits mit seinem Vater Wahlkampfplakate geklebt, inzwischen steht Volker Scharmann selbst auf der Liste für die Kreistagswahl. »Man muss was tun – von nichts kommt nichts,« sagt der Ulrichsteiner Stadtverordnete. In Stadt und Kreis will er seine Erfahrung als Unternehmer und Handwerker im Familienbetrieb, einem Bestattungsunternehmen, einbringen. Dabei treibt den 52-jährigen Tischlermeister besonders das Thema Windkraft um, denn ohne Industrie und bei begrenzten Chancen im Tourismus ist der kräftige Wind im Vogelsberg »das einzige Kapital für uns«. Deshalb setze die Stadt auf Windkraft, keiner habe eine bessere Alternative. Daran sei auch die Verbindung von FW und FDP in Ulrichstein zerbrochen, denn die FDP unterstütze die Bürgerinitiative gegen Windenergie. Für die Mitarbeit bei den Freien Wählern spreche die Ungebundenheit, es sei keine Partei, in der die Basis etwas anderes vertritt als die Landesebene. Ihm ist es wichtig, Entscheidungen vor Ort treffen zu können – ohne Vorgaben von oben. Er ist bereits seit Jahren Stadtverordneter und findet den Umgang miteinander im Parlament durchaus positiv. »Wir sind uns da weitgehend einig«, es gehe zuerst darum, »was können wir den Leuten bieten«. Eine Mitarbeit im Kreistag kann er sich durchaus vorstellen. Es habe »absolute Priorität«, wie die kommunalen Interessen im Land eingebracht werden können. »Wir brauchen mehr Unterstützung vom Land,« dann müssten die Kommunen nicht so stark zur Finanzierung des Landkreises beitragen. Dabei müsse auf jeden Fall die Eigenständigkeit erhalten bleiben, sowohl der Kommunen als auch des Kreises. »Die Kommunen sind überflüssig, wenn einem alles von oben gesagt wird,« so Scharmann. Nur wenn man finanziell eigenständig entscheiden kann, bleibe auch Raum für die Unterstützung von Kunst und Kultur. Etwas erstaunt zeigte er sich darüber, dass die in Ulrichstein lautstarken Windkraftgegner bei der Kommunalwahl keinen politischen Zusammenschluss auf die Beine stellen. »Sie sollten nicht nur dagegen sein sondern auch Verbesserungsvorschläge bringen,« sinniert Scharmann. Denn die Einnahmen der Gemeinde müssen ja irgendwo herkommen, ohne Gewerbesteuer und Windkrafteinnahmen müssten ansonsten die Bürger stärker zur Kasse gebeten werden. Besonders interessant in der Kommunalpolitik findet er die Diskussionen in Ausschüssen, so im Bauausschuss und dem Aufsichtsgremium der Stadtwerke. »Man muss sich in die Inhalte einarbeiten und zu den Sitzungen kommen – dann ist das superinteressant«. Zentrale Punkte seien Windkraft, Abwasserbeseitigung und der Trinkwasserbrunnen, alles andere wird erst einmal nach hinten geschoben. Generell müssten die begrenzten Mittel gezielt genutzt werden. Dabei darf man sich nicht totsparen. Die Mittel für den Tourismus müssten an der richtigen Stelle vorhanden sein.
Drei Meinungen zu …
Kreistag: »Entscheidend ist, wie sich der Vogelsbergkreis gegenüber dem Land stellt und das positivste für die Kommunen herausholt.«
Kommunale Selbstständigkeit: »Die finanzielle Selbstständigkeit zu erhalten, hat absolute Priorität.«
Freie Wähler: »Wir sind eine Gruppierung vor Ort und erhalten nicht wie bei den Par- teien unsere vorgaben von oben.«
Alsfelder Allgemeine vom 19.02.2016